Keine Zukunft ohne Vergangenheit

Keine Zukunft ohne Vergangenheit

Von Dana Weber.  Foto: Mario Jahn 

 

Meuselwitzer Bergbrüderschaft weiht Erinnerungsstätte für verschwundene Dörfer ein

 

Meuselwitz/Zipsendorf. Die Bergbrüderschaft Meuselwitz-Rositzer Braunkohlenrevier hat abgebaggerten Dörfern im Altenburger Land einen Raum zur Erinnerung geschaffen. Es sind sieben Dörfer, die zwischen 1934 und 1956 wegen der Braunkohle von der Landkarte verschwanden. Am gestrigen Mittwochnachmittag wurde die Erinnerungsstätte am Z III im Meuselwitzer Stadtteil Zipsendorf der Öffentlichkeit übergeben.

Für die anwesenden 15 Bergbrüder war es ein bewegender Augenblick, als die Tafel mit der einstigen Lage der Orte enthüllt wurde. „Alles, was von den Dörfern geblieben ist, sind alte Ansichtskarten“, meint Detlef Schnittler, Gründungsmitglied der Bergbrüderschaft, mit Blick auf die farblichen Lithographien auf der Erinnerungstafel. Die Postkarten zeugen vom einstigen Leben in den Dörfern. Da ist der Gasthof in Leesen zu sehen und die Schule in Ruppersdorf, das Gemeindeamt in Sabissa, der Dorfplatz in Rusendorf, der Eugenschacht in Petsa und die Leonhardts-Grube in Wuitz. Nur von Oberhaide mit seinen einstmals 30 Einwohnern fand sich keine geeignete Ansicht mehr.

Durch das Abbaggern der sieben Dörfer rund um Meuselwitz verloren 2766 Menschen ihren Heimatort. Sieben Findlinge aus Felsgranit aus dem Tagebau Profen stehen stellvertretend für die verschwundenen Orte. Je nachdem, wie groß die Dörfer waren, unterscheiden sich auch die Steine in ihrer Größe. Sie wiegen zwischen 90 und über 100 Kilogramm, schätzt Detlef Schnittler.

„Ich hoffe, wir können nachfolgenden Generationen mit unserer Erinnerungsstätte aufzeigen, wie wichtig die Braunkohle für unseren alltäglichen Gebrauch war und ist – ohne dabei die Menschen zu vergessen, die zum Wohle der Allgemeinheit ihre Heimat aufgeben mussten“, sagt Andreas Schumann, Vorsitzender der Bergbrüderschaft. Unterstützung erhielt sein Verein unter anderem von Schülern des Meuselwitzer Veit-Ludwig-von-Seckendorff Gymnasiums. Der Braunkohlenbergbau und seine Folgen in der Meuselwitzer Region war 2019 Inhalt der Seminar-Facharbeit von vier Elfklässlern. Unter ihnen war auch Hannah Schwarze, die durch ihren Großvater einen familiären Bezug zum Thema hat. „Wir haben Interviews mit Zeitzeugen geführt, historische Bücher der Bergbrüderschaft gelesen und den Tagebau Schleenhain besucht“, erzählt die 19-Jährige. „Je tiefer wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, desto interessanter wurde es.

 

Quelle: Osterländer Volkszeitung (OVZ) vom 28.04.2022

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Veröffentlichung

Do, 28. April 2022

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